Ende der Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts kam unvermutet ein Werk zum Vorschein, dessen einzige bekannte Abschrift in der Library of Congress in Washington D.C. lagert – ein Weihnachtsoratorium von Carl Heinrich Graun, dem Kapellmeister Friedrichs des Großen!
Zwar sind weder der Name des Notenkopisten noch eine exakte Datierung von Werk und Abschrift bisher zu eruieren gewesen, doch vieles deutet darauf hin, dass wir es mit einem Stück aus der Phase vor den Berliner Jahren des Komponisten zu tun haben.
Musikalisch steht das Werk einzigartig in seiner Zeit da: Es ist nicht mehr eindeutig Barock, aber auch noch nicht wirklich Klassik. Graun zeigt sich in diesem faszinierenden Stück des Epochenübergangs als ein progressiver Komponist, der versuchte, die musikalischen Formen seiner Ära aktiv fortzuentwickeln und zu erweitern. Dies wirft durchaus ein neues Licht auf diesen häufig unterschätzten Komponisten, der eigentlich zur "Avantgarde" seiner Zeit gerechnet werden muss und somit eine wesentlich höhere Würdigung verdient hätte.
Thomas Gropper und seine Arcis-Vocalisten legen hier nach Der Tod Jesu das zweite große Oratorium Grauns als Albumproduktion für OehmsClassics vor. Mit der ersten Veröffentlichung hatte OehmsClassics im Jahr 2013 international große Erfolge gefeiert.