Eine Varve ist eine geologische Sedimentschicht, ein Archiv klimatischer Veränderungen, vergleichbar mit den Jahresringen eines Baumes. Wie Bohrkerne aus diesem erstaunlichen Gedächtnis der Natur sind auch die einzelnen Stücke dieses Albums einem größeren, kontinuierlichen Ganzen entnommen. Sie richten den Blick auf die kleinsten Unregelmäßigkeiten – feine Signale, die von etwas Großem zeugen – und zugleich auf zarte Verschiebungen, die gewaltige Veränderungen auslösen können. Die Kompositionen erkunden Verfall und Erneuerung sowie räumliche und zeitliche Zusammenhänge, deren Dimensionen unser Vorstellungsvermögen übersteigen. Musikalisch begleiten ein Ensemble aus Tonbandmaschinen und Kassettenrekordern das Cello. Orgelklänge, Stimmproben und das Rauschen der Geräte verweben sich zu fragilen Strukturen, die sich zwar zu wiederholen scheinen, sich jedoch niemals ganz gleich offenbaren. Das Cello bewegt sich durch dieses klangliche Gewebe – mal tastend, mal entschlossen, stets auf der Suche nach Resonanz in einer Welt im Wandel. Seit fast zwanzig Jahren arbeitet Lukas Lauermann mit einigen der einflussreichsten Künstlerinnen und Künstler der österreichischen Musikszene zusammen und komponiert Musik für Theater und Film. In seinem Soloprojekt erweitert er das Klangspektrum des Cellos mit Effektpedalen, Samplern und Tonbändern und erforscht kontinuierlich die Ausdrucksmöglichkeiten des Instruments. Mit emotionaler wie intellektueller Tiefe setzt er sich mit den gesellschaftlich relevanten Fragen unserer Zeit auseinander.