| Home / NEUHEITEN Boulanger: La Ville Morte |
Lange Zeit überschattet von ihrem beeindruckenden Vermächtnis als eine der einflussreichsten Musiklehrerinnen des 20. Jahrhunderts, wird Nadia Boulangers kreative Stimme als Komponistin in „La ville morte“ (Die tote Stadt) wiederentdeckt – einer eindringlichen Oper über Leidenschaft, Verlust und psychologische Intensität. Das in Zusammenarbeit mit Raoul Pugno komponierte Werk basiert auf einem Libretto von Gabriele D'Annunzio und sollte ursprünglich 1914 in Paris uraufgeführt werden, doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte dies. Jetzt, mehr als ein Jahrhundert später, taucht diese lange verschüttete Partitur wieder aus der Vergessenheit auf – eine wiederbelebte Oper, in der vergessene Sehnsüchte vor dem Hintergrund antiker Ruinen wieder zum Leben erweckt werden. Die Oper spielt in der zerfallenden Stadt Mykene und dort entfaltet sich durch Themen wie Besessenheit, Verrat und verschwommene Grenzen. Die reichhaltige emotionale Landschaft wird durch impressionistische Orchestertexturen und intime, ariose Kompositionen ergänzt, die sowohl an den Stil von Claude Debussy als auch an den von Richard Wagner anknüpfen. In dieser stimmungsvollen Kulisse offenbart Boulanger eine gewagte, ausdrucksstarke Seite, die ihren Ruf als strenge Hüterin der musikalischen Tradition widerspricht. Diese bahnbrechende Weltpremiere-Aufnahme präsentiert die Sopranistin Melissa Harvey, die Mezzosopranistin Laurie Rubin, den Tenor Joshua Dennis, den Bariton Jorell Williams, das Talea Ensemble und den Dirigenten Neal Goren. Die Orchestrierung der Oper durch Joseph Stillwell und Stephan Cwik unter der Leitung von David Conte haucht einer lange Zeit zum Schweigen verdammten Partitur neues Leben ein. Als Koproduktion von Catapult Opera und der Griechischen Nationaloper lässt „La ville morte“ nicht nur Boulangers kompositorisches Genie wieder aufleben, sondern nimmt auch einen spannenden Platz im modernen Opernrepertoire ein.