Ambroise Thomas’ Oper „Psyché“ wurde am 26. Januar 1857 an der Opéra-Comique in Paris uraufgeführt und erzählt die tragische Liebesgeschichte von Eros und Psyche, die vom zynischen Merkur manipuliert und von Daphne und Bérénice, den Schwestern der Heldin, beneidet werden. Der Stil des Werks repräsentiert das non plus ultra der französischen Opéra-comique in der Mitte des 19. Jahrhunderts, insbesondere durch den italienisch geprägten Einfluss Rossinis. Dieser ermöglicht es den Sängerinnen der beiden Hauptrollen – von denen eine, Eros, eine Hosenrolle für Mezzosopran ist – in leidenschaftlichen Liebesduetten mit beeindruckenden Koloraturkaskaden zu glänzen. Die Librettisten Jules Barbier und Michel Carré haben eine inspirierte Mischung aus Komödie und Tragödie geschaffen, indem sie dem edlen Liebespaar ein Quartett grausamer und grotesker Figuren (Psyches Schwestern und deren Verehrer) gegenüberstellen. Ambroise Thomas’ Musik kündigt nicht nur die späteren Erfolge von Mignon und Hamlet an – sie ist diesen ebenbürtig und gehört zum Höhepunkt seines Opernschaffens.