Im fünften Teil der von der Kritik gefeierten Reihe „Schubert+“ stellt Can Çakmur zum ersten Mal in dieser Reihe den Wiener Komponisten seinem berühmten Vorgänger Ludwig van Beethoven gegenüber. Nachdem Schubert seine Meisterschaft im Liedgenre unter Beweis gestellt hatte, musste er sein volles Potenzial noch im Bereich der Klaviersonaten zeigen, einer typisch Beethoven’schen Form. In seiner „Sonate in A-Dur“, D 664, verzichtet er auf die traditionelle Gegensätzlichkeit der Sonate zugunsten einer melodiösen Erzählung, in der sich Landschaften allmählich zu verändern scheinen, als würde man sie aus der Perspektive eines Reisenden betrachten, und bietet damit eine ebenso neue wie persönliche Konzeption. Beethoven ist hier durch eine Reihe von Variationen vertreten, einem Genre, in dem er ebenfalls brillierte. Die „32 Variationen in c-Moll“ reichen von zärtlicher Sehnsucht bis zu einem emotionalen Aufruhr, der an die „Appassionata“-Sonate erinnert. In der „Sonate in c-Moll“, D 958, komponiert 1828, der ersten seiner drei letzten Sonaten, beanspruchte Schubert seinen Platz als Beethovens Nachfolger als Komponist von Klaviersonaten. In einem Werk, das Can Çakmur als Hommage an Beethoven versteht, gelingt Schubert eine Synthese aus dem Einfluss des Meisters und der Lyrik seiner eigenen frühen Sonaten. Nur wenige Wochen vor seinem Tod sitzt der jüngere Komponist endlich neben dem älteren Meister und unterhält sich mit ihm auf Augenhöhe.