Kent Nagano, der kürzlich mit dem renommierten Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet wurde, und das Philharmonische Staatsorchester Hamburg, dessen Chefdirigent er von 2015 bis 2025 war, spielen die beiden letzten Sinfonien des in Hamburg geborenen Johannes Brahms, aufgenommen im Konzert. Die dritte Sinfonie, die persönlichste der vier Sinfonien des Komponisten, ist sowohl heroisch als auch zutiefst bewegend; darüber hinaus enden alle vier Sätze ruhig. Nach dem Heroismus der Ersten Sinfonie und den pastoralen Anklängen der Zweiten zeigt sich Brahms in der Dritten Sinfonie an einem Scheideweg: Die jugendlichen Impulse sind nun gezügelt, und die Stimmung ist eher von tiefer Reflexion über Leben und Tod geprägt. Das Thema des langsamen Satzes wurde vielfach adaptiert und sogar von Frank Sinatra unter dem Titel „Take My Love“ gesungen. Die Vierte Symphonie kann als die klassischste von Brahms' Symphonien bezeichnet werden, nicht zuletzt wegen ihres Chaconne-Finales, einer aus dem Barock übernommenen Variationsform. Als ‚Herbstsinfonie‘ oder ‚elegisch‘ bezeichnet, ist ihre Stimmung mal gequält und feurig, mal hart und einsam. Als Höhepunkt eines Genres, das ihn so viel Mühe gekostet hat, ist die Vierte das letzte Wort des Sinfonikers Brahms; er sollte nie wieder ein Werk dieser Art komponieren.