Die Motette für Solostimme und zwei Begleitstimmen – meist zwei Violinen – sowie die Kantate mit Instrumentalbegleitung entstanden Anfang des 17. Jahrhunderts in Italien. Durch Marc-Antoine Charpentier und reisende italienische Musiker gelangten diese Gattungen nach Frankreich und wurden rasch zu Vorzeigestücken italienischen Geschmacks und Stils. Im frühen 18. Jahrhundert wurden sie von zwei herausragenden Komponisten, die nahezu Zeitgenossen waren, meisterhaft weiterentwickelt: André Campra und Nicolas Bernier. Campras Vorliebe für die italienische Musik erklärt sich leicht – er war der Sohn eines italienischen Arztes in Aix-en-Provence und Schüler des großen Musikers und Komponisten Guillaume Poitevin in derselben Stadt. Nicolas Bernier wiederum, so berichten einige Quellen, war Schüler des Venezianers Antonio Caldara in Rom, einem der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit.