Die spanische Renaissance-Polyphonie ist bekannt für ihre blumigen, komplexen kontrapunktischen Strukturen und dunklen Klangfarben. Sebastián de Vivanco (ca. 1551–1622), geboren in Ávila, aber fast sein ganzes Leben lang in Salamanca tätig, hebt sich von seinen Zeitgenossen ab: Seine Musik erkundet ein viel breiteres Spektrum an Klangfarben und Techniken als beispielsweise die von Tomás Luis de Victoria. In seinen experimentelleren und dramatischeren Motetten, von denen einige hier zu hören sind, weist er den Weg in Richtung des neuen Barock. Aber in der ruhigen Nüchternheit seines Requiems, das nun rekonstruiert und zum ersten Mal aufgenommen wurde, ehrt er die iberische Tradition der gemächlichen, vom Gesang getragenen Polyphonie, die durch ihre klare Übersichtlichkeit und ihre exquisit schönen Akkordfolgen umso bewegender ist. Außerdem sind Werke seiner Zeitgenossen Cristóbal de Morales, Bernadino de Ribera, Juan Gutiérrez Padilla und Melchor Robledo zu hören. Alle Werke werden vom Kammerchor The Renaissance Singers vorgetragen.