Der Einsatz von Knabenstimmen bei der Aufführung von Johann Sebastian Bachs geistlichen Werken hat nicht nur historische Gründe. Alois Mühlbacher war schon als Knabensopran eine international bekannte Ausnahmeerscheinung. Nicht nur auf dem Gebiet der Barockmusik ist uns seine außergewöhnliche Knabenstimme in zahlreichen Aufnahmen erhalten sondern auch im Liedgesang, wo er Werke von Gustav Mahler und Richard Strauss mit einer bemerkenswerten musikalischen Reife interpretierte. Das Hinübergleiten in eine andere stimmliche Welt geschah bei ihm aber so sanft, dass er viel vom Zauber seiner Knabenstimme mitnehmen konnte: das Berührende, Zerbrechliche, nun gepaart mit einer neu erarbeiteten stimmtechnischen Perfektion. Im Unterschied zu erwachsenen professionellen Sängern haben Sängerknaben wenig Zeit, Routine zu entwickeln. Sie erleben die großen Meisterwerke der Musikgeschichte als Ausübende oft nur einmal oder wenige Male, so strahlt ihre Interpretation immer den Zauber des Neuen, Einmaligen aus. Der zum Zeitpunkt dieser Aufnahme 28-jährige Alois Mühlbacher hat in seiner bisherigen Karriere so viele Konzerte gesungen wie wohl kaum jemand in seinem Alter, aber die Spontanität, Neugierde und musikalische Abenteuerlust seiner Knabenzeit ist nie verlorengegangen. Das macht ihn wohl zu einem idealen Interpreten der Musik von Johann Sebastian Bach. Neben Mühlbacher ist das Ensemble Pallidor zu hören, das vor einigen Jahren von ihm und seinem Mentor Franz Farnberger gegründet wurde.