Keine Frage, das 18. Jahrhundert war ganz auf die vokalen Höchstleistungen der großen Gesangsstars hinausgerichtet, sowohl der weiblichen als auch der männlichen Stimmen, von Sopranistinnen wie Faustina Bordoni und Francesca Cuzzoni und von Kastraten wie Farinelli und Giovanni Carestini. Sie waren das, was man heutzutage als Superstars bezeichnen würde: Alter Egos „ihrer“ Komponisten, zu denen oft genug eine nachgerade symbiotische Beziehung bestand. Neben ihrer absoluten Virtuosität - die Arien der Barockzeit gehören nicht umsonst zu den schwierigsten des Opernrepertoires - faszinierten diese zuweilen geradezu mythischen Figuren auch durch eine phänomenale Kunst der Kantabilität. Das Publikum betete sie an wie Götter, ihre Gagen trieben manches Haus in den Ruin und ihre Vokalartistik war so spektakulär, dass man noch heute, wo ihre Stimmen längst vergangen sind, bewundernd ihre Namen nennt. Georg Friedrich Händel und Johann Adolph Hasse waren zwei dieser berühmten Komponisten, die nicht zuletzt durch die Wechselbeziehung zu manch berühmten Sängern so erfolgreich waren. Hasse war einer der Begründer des Vorklassizismus, der die neapolitanische Vokalität mit einer orchestralen Dichte verband, worin sich zweifellos seine deutschen Wurzeln zeigen. Der andere deutsche Gigant der Opera seria war Georg Friedrich Händel, der den größten Teil seines Lebens in London verbrachte und die englische Nationalität annahm. Megan Kahts widmet sich auf ihrem Album „Dopo notte“ Werken dieser beiden Komponisten. Die Aufnahme erfolgte mit einem der international bedeutendsten Barockorchestern, dem Wiener Akademie Orchester unter der Leitung von Jeremy Joseph.