Der belgische Geiger und Komponist Eugène Ysaÿe schrieb 1923 die „Sechs Sonaten für Violine solo“, op. 27. Seine Absicht war es, künftigen Generationen ein Zeugnis der Aufführungstechniken seiner Zeit zu hinterlassen, wobei er besonderen Wert auf die Entwicklung der Musiksprache seit der Zeit von Johann Sebastian Bach legte und sie im Stil sechs zeitgenössischer Violinisten komponierte (und widmete), die gleichzeitig für den Nationalstil ihrer Heimat standen: Joseph Szigeti (Ungarn), Jacques Thibaud (Frankreich), George Enescu (Rumänien), Fritz Kreisler (Österreich), Mathieu Crickboom (Belgien) und Manuel Quiroga Losada (Spanien).
Der Violinist Elvin Hoxha Ganiyev, der nun seine Interpretationen der Sonaten vorlegt, schreibt dazu: „Was Ysaÿes Solosonaten so außergewöhnlich macht, ist der Reichtum ihrer Harmonien. Sie bieten unendliche Möglichkeiten, ein breites Spektrum an Kontrasten in der Klangprojektion und geigerischen Effekten zu erforschen, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Für mich sind diese Werke wie ein grenzenloser Ozean, in dem man bei jedem Tauchgang etwas Neues entdeckt und der einen in eine unendliche Palette von Farben und Emotionen einhüllt. Die Erfahrung, sie sowohl zu spielen als auch zu hören, ist schlichtweg atemberaubend, da sie einen in eine Welt ständiger Entdeckungen einladen, in der die Musik zu atmen und sich mit jeder Interpretation zu verändern scheint.“