| Home / NEUHEITEN Carissimi: Jonas |
Oratorien von Giacomo Carissimi (1605–1674) gelten als erste Höhepunkte einer damals noch jungen Gattung, in der sich Frömmigkeit, Theater und Gesang zu einer neuen, dramatischen Form vereinigt hatten. Unter den meist alttestamentlichen Historien, auf die sich Carissimis Oratorien beziehen, sticht die bilderreiche Geschichte um Jonas besonders hervor. Der biblische Held gerät auf seiner göttlichen Mission zur See in einen Sturm und wird von einem Wal verschluckt. Carissimi formte aus dem Stoff einen temporeichen Plot mit affektgeladenem Sologesang im lebendigen Rezitationsstil der Oper und mit einer Vielzahl von Chören, darunter ein dramatischer Sturm-Doppelchor. Mit einer speziell auf den Chor des Bayerischen Rundfunks und die klanglichen Besonderheiten des Oratoriums abgestimmten Instrumentalbesetzung tritt das renommierte Originalklangensemble Il Giardino Armonico in Erscheinung. Dessen Künstlerischer Leiter Giovanni Antonini gestaltete zusammen mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks seit vielen Jahren von der Kritik hoch gelobte Konzerte mit Werken vom Frühbarock bis hin zur Wiener Klassik und findet auch für die Musik von Carissimi den perfekten Sound. Mit Chormusik von Claudio Monteverdi und Orlando di Lasso zeichnet das Programm dann die Entwicklung des dramatischen Gesangs am Übergang von der Motettenkunst der Spätrenaissance zur affektgeladenen Textausdeutung des Frühbarock nach. Das berühmte „Lamento d’Arianna“ ist das einzige erhaltene Stück aus der verlorengegangenen Ariadne-Oper von Claudio Monteverdi (1567–1643), der diesen ausdrucksstarken Klagegesang 1610 in ein nicht weniger expressives Madrigal umarbeitete. Ausschnitte aus den zwei legendär-geheimnisvollen Zyklen der „Prophetiae Sibyllarum“ und der „Lagrime di San Pietro“ des Wittelsbacher-Kapellmeisters Orlando di Lasso (1532–1594) beschließen das Album.