Die „Ungarischen Tänze“, die in ihrer originalen Fassung für Klavier zu vier Händen als gehobene Gesellschafts-, Gebrauchs- und Hausmusik dafür sorgten, dass Johannes Brahms als Komponist allgemein zum Begriff wurde (denn dem gebildeten Bürgertum war er vor ihrer Veröffentlichung kaum bekannt gewesen), gelangten vermittels ihrer Orchesterfassungen ins Repertoire der repräsentativen Konzertorchester und fanden spätestens mit dem Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit von Musik eine ungeahnte Verbreitung. Auf dem vorliegenden Album präsentiert das Münchner Rundfunkorchester unter Leitung seines ehemaligen Chefdirigenten Roberto Abbado die Orchesterfassungen der Tänze.
Johannes Brahms hatte die ungarischen Melodien und Tonleitern durch den ungarischen Geiger Eduard Reményi kennengelernt, mit dem er 1853 seine erste Konzertreise unternommen hatte. Geschickt verknüpfte Brahms in seinen Ungarischen Tänzen verschiedene ungarische Volksliedmelodien mit eigenen. Von Beginn an waren diese Stücke äußerst beliebt; bis heute zählen sie zu Brahms’ bekanntesten Werken. Für die Orchestrierungen weiterer Tänze zeichnet kein Geringerer als Antonín Dvořák verantwortlich, außerdem haben Albert Parlow, Andreas Hallén, Martin Schmeling, Paul Juon und Hans Gál beliebte Orchesterfassungen vorgelegt.