Die Neuinszenierung der beiden Kurzopern „Pagliacci“ und „Cavalleria rusticana“ 1985 war eine der letzten Arbeiten des Opernregisseurs Jean-Pierre Pennelle an der Wiener Staatsoper vor seiner allzu frühen Tod 1988. Die Sensation des Abends allerdings war Plácido Domingos phänomenale Leistung in der Aufführung von Ruggero Leoncavallos „Pagliacci“. Er war weitaus mehr als ein expressiver Sänger mit einem unvergleichlichen Tenor, er war auch ein wahrhaft großer Gestalter, der überwältigende Emotionen auf das gesamte Publikum zu übertragen vermochte. Wie Domingo die grenzenlose Hoffnungslosigkeit seiner Rolle darstellte, ließ die oft gespielte Oper an jenem Abend vollends als eine höchst individuelle Tragödie erleben, der sich niemand entziehen konnte. Die Dramatik von Domingos Ausdruck riss auch die anderen Darsteller mit: die zauberhafte Ileana Cotrubaş, die nicht zuletzt dank ihrer hervorragenden Gesangskunst Neddas Leichtlebigkeit ebenso glaubhaft zu machen wusste wie ihr echtes Gefühl für Silvio und ihren Kampf um die neue Liebe; Wolfgang Schöne, der Silvio ungewohnt klare Kontur gab, und Heinz Zednik, dessen Präsenz den Peppe ebenfalls aufwertete. Schließlich, der Bariton Matteo Manuguerra konnte an jenem Abend dank seiner großen, kraftvollen Stimme einen ‚erschreckend bösen‘ Tonio darstellen. Publikum und Kritiker waren gleichermaßen ergriffen.