Neben den berühmten Komponistinnen des 17. Jahrhunderts, wie Francesca Caccini und Barbara Strozzi, und den führenden Sängerinnen (den „prime donne“), die die Bühnen der Opernhäuser prägten, wie Anna Renzi und Giulia Masotti, sollten wir auch die beträchtliche Zahl hervorragender, aber weitgehend unbekannter „Virtuosinnen" würdigen. Obwohl sie gewöhnlich im Verborgenen, als Hofdamen einer Königin, einer Prinzessin oder einer Adeligen dienten, waren sie äußerst versierte Musikantinnen, die den berühmten Komponisten ihrer Zeit oft wichtige Anregungen gaben. Die vorliegende Aufnahme, die aus einem Forschungsprojekt über die im Rom des 17. Jahrhunderts tätigen Virtuosinnen hervorgegangen ist, präsentiert eine Auswahl von Kompositionen, die durchaus zu deren Repertoire gehört haben könnten. Unter diesen Stücken sticht das berühmte Lamento d'Arianna hervor, das in einer Fassung in einem zeitgenössischen römischen Manuskript erhalten ist, das Monteverdi höchstwahrscheinlich bei seinem Besuch in der Papststadt im Herbst 1610 mitbrachte. Mit ihrem Solodebüt würdigt Carlotta Colombo, eine der meist geschätzten Sängerinnen der heutigen italienischen Barockszene, das Schaffen dieser außergewöhnlichen Frauen, rückt sie wieder in den Mittelpunkt ihres künstlerischen Umfelds und gibt ihnen die Anerkennung zurück, die ihnen zu Lebzeiten oft versagt blieb.