Die Leçons de Ténèbres waren im 17. und 18. Jahrhundert in Frankreich sehr beliebt. Sie basieren auf den Klageliedern des Jeremias, die an den Vorabenden zu Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag gelesen wurden. Sie waren streng strukturiert, besaßen jedoch eine regelrechte theatralische Dimension, insbesondere durch den Einsatz von Licht und das allmähliche Erlöschen einer Kerze nach jeder Lektion.
Die drei Leçons de Ténèbres von François Couperin sind eine gekonnte Mischung aus theatralischen Texten, die die äußerst ergreifenden Klagelieder des Jeremia mit eindringlichen Rezitationen hebräischer Buchstaben (Aleph, Beth, Caph...) zum Ausdruck bringen. Diese Musik wird oft mit den Frauenstimmen der Klöster und Abteien in Verbindung gebracht, obwohl auch Männerorden wie die Jesuiten die Tenebrae mit Musik feierten. Louis-Noël Bestion de Camboulas, der sich für die Einspielung dieses Programms mit Männerstimmen entschieden hat, bringt unerwartete neue Farben und Texturen in der Musik zum Vorschein. Ebenfalls mit Männerstimmen - haute-contre, taille und basse (Countertenor, Tenor, Bass) - erklingt das Miserere von Michel-Richard de Lalande.