Er war der Außenseiter der ‚Groupe des Six‘: Trotz eines umfangreichen Werkes und bedeutender Fürsprecher ist Louis Durey heute nur noch Insidern ein Begriff. Bariton Holger Falk und Pianist Steffen Schleiermacher widmen die letzte Folge ihrer Reihe mit Liedern der ‚Groupe des Six‘ diesem Sonderling, der mit seinem Schaffen manche Gewissheit über die Musik im Umfeld Jean Cocteaus in Frage stellt. Anders als seine Kollegen stand Durey der Strenge Cocteaus durchaus kritisch gegenüber, die allgemeine Verachtung für alles ‚Romantische‘ teilte er nicht. Und so finden sich unter den Textdichtern für seine Lieder eben nicht nur die üblichen Verdächtigen, sondern auch Rainer Maria Rilke und Heinrich Heine – und tatsächlich Ho-Chi Minh! Denn Durey war auch ein bekennender Kommunist und Revolutionär, der sich in der Résistance engagierte und Musik für das einfache Volk schreiben wollte. Hat er dies mit seinen äußerst kunstvollen Liedern erreicht? Seine ‚Vergers‘ auf originale Texte von Rilke offenbaren jedenfalls einen expressiven harmonischen Reichtum, der an Arnold Schönberg und Olivier Messiaen heranreicht – weit entfernt von Cocteaus Ideal einer einfachen Tonsprache. Vermutlich liegt es daran, dass Durey so häufig übersehen wird, wenn es um die ‚Groupe des Six‘ geht. Und doch wäre das Bild unvollständig; umso verdienstvoller ist es, dass Falk und Schleiermacher in ihrer mehrfach preisgekrönten Serie das ganze Spektrum einer Epoche zeigen. Hier ist sie, die längst überfällige Rehabilitierung eines zu Unrecht vergessenen Künstlers.