Die barocken Herrscher liebten die fremdartige Musik aus dem islamisch geprägten Kulturraum Arabiens und der Türkei. Das Ensemble Caterva musica erkundet ihre gemeinsamen Ursprünge und spürt zusammen mit dem Komponisten, Bağlamavirtuosen und Sänger Erdal Akkaya den gegenseitigen Einflüssen und Adaptionen vom 17. Jahrhundert über Wolfgang Amadeus Mozarts „Entführung aus dem Serail“ bis in die Gegenwart nach. Auch in Mitteleuropa war die Musik im Mittelalter zunächst einstimmig. Doch während sich erst in Frankreich und den Niederlanden, später auf dem gesamten europäischen Kontinent die Mehrstimmigkeit bis hin zu komplexen kontrapunktischen Formen durchsetzte, verfeinerten die Musiker des Vorderen Orients die Einstimmigkeit mit atemberaubender Virtuosität. Das beeindruckte Komponisten und Theoretiker in den Musikzentren des ‚alten‘ Europa gleichermaßen: Maurische Verzierungstechniken fanden Eingang in Werke der Renaissance und des Barock, Improvisationsmuster wurden übernommen oder Spieltechniken imitiert. Der exotistischen Ouvertüre aus Mozarts „Entführung“ stellt Erdal Akkaya seine „Anadolu Üvertürü“ gegenüber. Besonderer Höhepunkt ist neben dem Flötenkonzert von Pierre-Gabriel Buffardin, das mit Vierteltönen experimentiert, die er in Konstantinopel kennengelernt hatte, Antonio Vivaldis Violinkonzert „Grosso Mogul“: Aberwitzig virtuos, mit übermäßigen, ‚türkischen‘ Intervallen gewürzt, würde die prachtvolle Komposition jeden höfischen Ball bereichern.