Was Gabriel Faurés „Requiem“ von zahlreichen anderen Vertonungen des Requiemtextes unterscheidet, ist sein eher intimes, verhaltenes, fast kammermusikalisches Wesen, ein „Wiegenlied des Todes“, wie es auch genannt worden ist, zunächst eher als Kritik an einem Werk, das die Schilderung der Schrecken des Todes und des Jüngsten Gerichts über weite Strecken ausspart. Faurés Replik „Doch so empfinde ich den Tod: als glückliche Befreiung, als Streben nach dem jenseitigen Glück eher denn als schmerzhaften Übergang“ beschreibt nicht nur wesentliche Charakteristika seines Werks aufs Trefflichste, sondern weist es zugleich als sehr persönliche Äußerung von Faurés ureigenem künstlerischem Naturell aus. Zwei Generationen später hatte Francis Poulenc einen gänzlich anderen Zugang zur Religion als Fauré. Poulenc, wie Fauré Südfranzose, war durch seine Heimat im Sinne eines „ländlichen“, intensiven, aber sinnesfrohen Katholizismus geprägt worden. Er hat sein „Gloria“ auch als freudvolleres Gegenstück zu manch anderen seiner geistlichen Werke betrachtet, und ganz in diesem Sinne beginnt der erste Satz in festlicher Stimmung mit einem markanten, fanfarenartigen Motiv im vollen Orchester. Wenn Poulenc als Inspirationsquelle für sein „Gloria“ Gozzoli-Fresken mit Mönchen, die ihre Zungen herausstrecken, und fußballspielende Benediktinermönche angab, dann ist dies nirgends so unmittelbar nachvollziehbar wie im 2. Satz mit seinem rhythmisch pointierten „Laudamus te“ des Chors. Sowohl im Opernhaus als auch im Konzertsaal zeichneten sich Prêtres Interpretationen durch ihren vollmundigen und hochromantischen Charakter aus; stilistisch unterschieden sie sich oft von denen der französischen Dirigenten der vorangegangenen Generation. Er war nicht nur ein effektiver Dirigent des französischen Repertoires, sondern auch der Musik Italiens und Deutschlands. Prêtre war ein geschulter und sehr erfahrener Aufnahmetechniker, der über eine langjährige Expertise im Aufnahmestudio verfügte. Seine Diskographie ist umfangreich.