Omer Simeon (1902–1959) war der Inbegriff des New Orleans-Klarinettisten. Brian Rust beschrieb ihn so: „Sein brillantes, geschmackvolles und niemals exhibitionistisches Klarinettenspiel ist der Höhepunkt jeder Platte, auf der er zu hören ist.“ Die Richtigkeit dieses Urteils wird durch diese Retrospektive mit den 48 besten Aufnahmen eines vergleichsweise wenig bekannten Jazz-Giganten bestätigt. Sein Debüt in seiner 31 Jahre währenden Karriere als Musiker spielte eine entscheidende Rolle in den Jazz-Klassikern aller Zeiten von Jelly Roll Mortons Red Hot Peppers („Black Bottom Stomp“, „Doctor Jazz“). Er war Mortons Lieblingsklarinettist, spielte aber auch mit King Oliver („Every Tub“), Jabbo Smith („Jazz Battle“), Reuben Reeves („River Blues“), The Dixie River Kings („Easy Rider“) und Paul Mares („Reincarnation“). Nachdem er mit Earl Hines das Trio-Meisterwerk „Beau Koo Jack“ geschaffen hatte, verbrachte Simeon ein Jahrzehnt mit Hines’ Orchester und leistete wichtige Beiträge zu Stücken wie „Bubbling Over“ und „Honeysuckle Rose“. Außerdem spielte er mit den Big Bands von Fletcher Henderson, Lionel Hampton und Jimmie Lunceford. Es folgten Klassiker aus Kriegszeiten mit Kid Ory, darunter das ergreifende „Blues For Jimmie“, das nach dem Tod von Jimmie Noone entstand, sowie reizvolle Trio-Aufnahmen mit James P. Johnson („Harlem Hotcha“, „Lorenzo’s Blues“). Seine Karriere erlebte in den 50er Jahren mit Wilbur De Paris’ großartigem „New” New Orleans Jazz (7 großartige Titel, darunter das letzte Live-Stück „Juba Dance”) einen erneuten Schub. Aus dieser Zeit stammen auch sechs seltene Trio-Aufnahmen mit Simon Price und Zutty Singleton sowie das unwiderstehlich fröhliche „Skokiaan” mit Simeon am Sopransaxophon im Duett mit Louis Armstrong.