Johannes Brahms' erste Sinfonie ist dafür bekannt, dass sie von der Konzeption bis zur Uraufführung einundzwanzig Jahre brauchte – ein Zeichen sowohl für seine eigene, äußerst selbstkritische Einschätzung seines Schaffens als auch für die Erwartung seines Umfelds, dass seine Sinfonien nahtlos an Ludwig van Beethovens Werk anknüpfen würden. Erstaunlicherweise begann Brahms im Juni 1877 mit seiner zweiten Sinfonie, die nur sechs Monate später von den Wiener Philharmonikern unter Hans Richter uraufgeführt wurde. Ihr fröhlicher Charakter und ihre pastorale Stimmung stehen in starkem Kontrast zur ersten Sinfonie. Nach einer Pause von etwa sechs Jahren kehrte Brahms 1883 zu dieser Form zurück und komponierte kurz nacheinander seine dritte und vierte Sinfonie. Die 1884 begonnene vierte Sinfonie wurde im Oktober 1885 von Brahms und dem Meininger Hoforchester uraufgeführt. Das Werk ist besonders bemerkenswert wegen seines letzten Satzes in Form einer Passacaglia, eine Seltenheit, und als einzige von Brahms' Sinfonien in einer Molltonart endet.