Wilhelm Furtwängler wurde 1886 in Schöneberg (heute ein Stadtteil von Berlin) geboren, verbrachte jedoch den größten Teil seiner Kindheit in München. Er erhielt schon früh eine musikalische Ausbildung und war bald von den Werken Beethovens fasziniert – eine Faszination, die ihn sein ganzes Leben lang begleiten sollte. Furtwängler sah sich selbst als Komponist und lernte das Dirigieren in erster Linie, um seine eigenen Werke voranbringen zu können. Alle anderen sahen in ihm einen außergewöhnlich talentierten Dirigenten, aber einen Komponisten? – Eher nicht. Es ist jedoch seine ganz individuelle Herangehensweise, die seine gesamte Karriere prägt – sein Ruf als Dirigent gründet sich auf der Neuinterpretation jeder Partitur, die er dirigiert, ein Prinzip, das weit entfernt ist von der damals üblichen strengen Einhaltung der Aufführungstradition. Seine gesamte Karriere basiert auf seinem Glauben an die Unantastbarkeit der deutschen Kunsttradition – nicht nur in der Musik, sondern auch in der Literatur und Philosophie. Furtwängler stieg zu den bedeutendsten Dirigenten auf, ersetzte 1920 Richard Strauss an der Staatskapelle Berlin und nach dem plötzlichen Tod von Arthur Nikisch das Gewandhausorchester Leipzig und die Berliner Philharmoniker. In den 1930er und 1940er Jahren war seine Karriere geprägt von seiner Opposition gegen den Nationalsozialismus und der Entschlossenheit des Regimes, seinen internationalen Ruf als Propagandamittel für seine Zwecke zu nutzen. Die bekannteste seiner drei Sinfonien, die zweite, komponierte er 1945–46 während seines selbstgewählten Exils in der Schweiz. Auf dieser Aufnahme dirigiert Neeme Järvi das Estonian National Symphony Orchestra.