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Daniel Müller-Schott scheint es jedes Mal regelrecht zu genießen, aus der Not des eng gesteckten Repertoires für Cello eine Tugend zu machen, auf jeweils eigene Weise zu Hauptwerken der Literatur hinzuführen und sie individuell zu beleuchten. Sein neues rein russisches Programm kreist um Tschaikowskys Rokoko-Variationen – zweifellos eines der bedeutendsten Stücke des gesamten Cello-Repertoires! Mit weiteren Werken Tschaikowskys, Rimsky-Korsakows und Alexander Glasunows finden sich hier Vertreter einer mit Glasunows Tod bis 1936 reichenden Spätromantik vereinigt, die sich im echten Leben nur ein einziges Mal zu dritt begegneten, nämlich 1885 bei der Einweihung eines Denkmals zu Ehren Michail Glinkas. Ansonsten verband sie ein komplexes, spannungsvolles Verhältnis, wie es im ausführlichen Künstler-Interview von Meret-Forster im Beiheft nachvollziehbar wird. Müller-Schott macht erlebbar, dass die Rokoko-Variationen die Mozart-Liebe Tschaikowskys und seine „moderne“, noble historische Reflektiertheit enthalten – aber auch seine intensive Emotionalität verkörpern. Daneben führt er das schon als Violinstück völlig unbekannte dreiteilige Souvenir d’un lieu cher von Tschaikowsky vor, auf der Violine schwer genug, auf das Cello übertragen vom Solisten selbst (und orchestriert von Glasunow) eine Herausforderung der Extraklasse – …die nebenbei das Repertoire erweitert. Diese und noch weitere genremäßig höchst unterhaltsam und lehrreich verschieden geartete Werke von einem gestandenen Solisten zu hören, der selbst Schüler des russischen Monuments Rostropowitsch war, gibt dem Interpreten eine historische Dimension. Immerhin schon mehr als ein Vierteljahrhundert ist es nämlich her, dass Müller-Schott 1992 den Ersten Preis im Tschaikowsky-Wettbewerb für Junge Musiker gewann. Es war der Beginn seiner internationalen Karriere, die in ihrer Konstanz inzwischen schon viel länger währt, als es in unseren kurzlebigen Zeiten selbstverständlich ist.