"Wenn sich die europäische Jugend für den Krieg entscheidet statt für die Liebe, sucht sich Amor neue Anhänger auf anderen Kontinenten aus. Davon erzählt diese Oper, in der Menschen in fernen Ländern lieben, hassen, neiden oder vertrauen, während das westliche Publikum die ganze Zeit nur eine brennende Frage hat: Wie lieben wir richtig? In Dreams of Babel, einer Dokumentation über den Meister des Tanzes, Sidi Larbi Cherkaoui, 2010 bei Bel Air Classiques auf DVD veröffentlicht, erläutert der Choreograph den Identitätswechsel, Multikulturalismus und sein eigenes pluralistisches Erbe als Sohn eines Einwanderers, was wiederum seine dramaturgischen Ansätze und seine künstlerische Inspiration geprägt hatte. Bezogen auf die Regie für Les Indes Galantes, dessen vielfältige Erzählebene in einem phantastischem exotischen „Anderswo“ die europäische Gesellschaft widerspiegeln soll, schafft es Cherkaoui die Spannung zwischen Identität und Andersartigkeit auf eine ganz neue Ebene zu bringen. Und der Choreograph führt seine Reflektionen zu dem Thema weit über die bloße das Barocke widerspiegelnde Ästhetik hinaus: Sein ""Indes Galantes"" zielt auf die zentralen Fragen zu den Themen Bevölkerung, Völkerwanderungen, sich fragmentierende und ständig verändernde Gebiete und Grenzen, aber auch zu der Flüchtlingskrise, die Europa in seinen Kern erschüttert hat. Für diese Neuinszenierung im Prinzregententheater setze Sidi Larbi Cherkaoui sein eigenes Tanzensemble, die Eastman Company, sowie einen brillanten Cast mit u. a. Anna Prohaska, François Lis und Lisette Oropesa ein. Ivor Bolton führt ein Münchner Festspielorchester zur absoluten Spitze seiner Kunst."