Die Weltersteinspielung des Zyklus „L'Offrande lyrique“ von Louis Dureys mit sechs Liedern nach Texten von Rabindranath Tagore (dem Nobelpreisträger für Literatur 1913) in der französischen Übersetzung von André Gide, ist das Highlight dieser Sammlung, die Werke bekannter und weniger bekannter Pariser Komponisten aus dem letzten Vorkriegsjahr zusammenfasst.
Musikalisch inspiriert von der Atonalität von Arnold Schönbergs „Das Buch der hängenden Gärten“ und oft als erstes Stück der freien Zwölftontechnik in der französischen Musik bezeichnet, changiert „L'Offrande“ zwischen einer klaren und lebhaften Tonsprache und dunklen, schweren, wolkenverhangenen Klängen. Bisweilen scheinen die Worte über scheinbar unzusammenhängende Klaviermotive zu sinnieren, bevor sie aufeinander treffen, mal harmonisch, mal nicht, manchmal gehen sie den gleichen Weg, dann schlängeln sie sich wieder getrennt voneinander. Dass „Paris 1913“ eine Premiere so bedeutender Musik enthält, die vor über einem Jahrhundert geschrieben wurde, stellt Durey auf eine Stufe mit seinen Zeitgenossen in den Cafés und Salons des Paris der Vorkriegszeit. Weit davon entfernt, von den bekannteren Komponisten in dieser Anthologie in den Schatten gestellt zu werden, zeugen diese Lieder von der Stärke der französischen Mélodies dieser Epoche.